4. Tag Chaostag
Ich sehe 6 Uhr auf, um die 8 Uhr Fähre zu erreichen. Die Sonne versteckt sich noch hinter den Bäumen. Nach einer Stunde bin ich startklar. Bei Kilometer 5 stoppe ich kurz und stelle fest, dass mein Motorrad qualmt. Verdammt, ich habe gestern vergessen die Ölnachfüllschraube anzuziehen und jetzt ist alles rausgespritzt. Das meiste Öl verbrennt gerade auf dem Auspuff, aber auch die Hinterradbremse, der Reifen und ich haben etwas abbekommen. Gott sei Dank, hat sich die Schraube am Bremshebel verkeilt und ist noch da. Ich säubere das Motorrad so gut wie es eben geht und fülle den Rest Öl, den ich noch habe nach. Aber es reicht nicht. Der Messstab bleibt trocken. Mit zu wenig Motoröl zu fahren, ist das dümmste, was es gibt. Du ruinierst dir die Maschine. Trotzdem wage ich es bis zur nächsten Tanke, langsam, untertourig und mit einem Auge auf der Temperaturanzeige. An jeder Ampel mache ich den Motor aus und bin von Qualm umgeben. Ich schaffe es bis zur Tanke, fülle Öl auf und rase zur Fähre. Aber Vorsicht in den Kurven, die rechte Flanke des Reifen ist schmierig und ein wegrutschen würde sich nicht ankündigen sondern käme schlagartig. Die Fähre erreiche ich natürlich zu spät. Es ist 10 vor und ich müsste noch durch den Ticketschalter und den Zoll. Ich drängle einfach mal vor und außer einem Einweiser empört sich keiner. Der lässt mich aber nicht durch. Okey, dann eben nicht. Wir kommen ins Gespräch, ich zeige ihn mein Malheure und schließlich winkt er mich als Letzten durch. Bohhh, geschafft.
Auf der Fähre ändere ich meinen Plan. Eigentlich wollte ich Richtung Norden, wo es hoffentlich kühler wird. Doch jetzt währe es gut an den Strand zu fahren, um den Reifen in Sand zu wälzen, damit das Öl runter geht.
So, ich bin auf der Insel. An den Strand zu gelangen ist gar nicht so einfach, alles abgesperrt. Ich versuche mir mit etwas Dreck vom Straßenrand zu helfen. Naja, Vorsicht ist weiterhin angesagt.
Am Abend erreiche ich einen kleinen Ort an der Küste. Zwischendurch hatte ich mich im Londoner Speckgürtel noch einmal verfahren und war im Stau gefangen. Auf Grund der breiten Seitenkästen kann ich nicht immer nach vorn fahren. Wenn es zu eng wird, riskiere ich Kratzer an den anderen Autos und habe jede Menge Ärger am Hals. Bevor ich mir einen Zeltplatz suche frage ich mal bei B&B was es so kostet. Nein Danke, ab 75 Pfund und es ist eh alles voll. Doch auf dem Zeltplatz ist kostet es auch 25 Pfund/30€ und es ist nur eine Wiese ohne Schatten und mit dürftigen Sanitäranlagen. Und nachts wurde es so laut, dass ich Ohrenstöpsel einschieben musste.
Das Problem ist, Wildzelten ist England kaum möglich, alles ist abgesperrt und verriegelt, selbst Waldwege.
Ich überlege, ob ich umdenken muss. Vielleicht bin ich zu weicheiig, um mit dem Motorrad durch Europa zu fahren. Es ist unerträglich heiß und schweineteuer. Mit einem Auto währe es problemloser. Da ist eine Klimaanlage , ein Dach bei Regen und irgendwo nachts Parken geht immer. Ich will mich hier nicht durchkämpfen, sondern meine Zeit genießen. Früher bin ich mit dem Schlafsack unterm Arm nach Bulgarien getrampt, das hat mir Freude gemacht. Heute mag ich es deutlich bequemer. Ich bin älter und konservativer geworden und das ist auch gut so.
Morgen fahre ich nach Frankreich, da ist es zwar auch heiß, aber wenigstens billiger!
Morgen fahre ich nach Frankreich, da ist es zwar auch heiß, aber wenigstens billiger!